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Hier ist Kreativität gefragt. Absolventen der Medien-Studiengänge Grafikdesign, Mediendesign oder Kommunikationsdesign wandeln ihre Ideen am Computer in informative und aufmerksamkeitsstarke Produkte um. Aber wie genau sieht die tägliche Arbeit aus? Wir haben nachgefragt.

Im nachfolgenden Interview berichtet die heute selbständige Kommunikationsdesignerin Chantal R. über ihren Werdegang nach dem Studium und über ihr Berufsfeld.

Kommunikationsdesignerin
Kommunikationsdesignerin

Selbstständige Kommunikationsdesignerin

Chantal R.

Bachelor Kommunikationsdesign an der FH Aachen

Selbstständige Kommunikationsdesignerin

Interview

Liebe Frau R., Sie haben an der FH Aachen Kommunikationsdesign studiert und als Bachelor abgeschlossen. Warum haben Sie sich für dieses Studienfach entschieden und was hat Sie an dem Berufsfeld gereizt?

Als Kommunikationsdesigner kann man ein vielfältiges Einsatzgebiet bedienen und sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen.

Als Kommunikationsdesigner kann man ein vielfältiges Einsatzgebiet bedienen und sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen. Der Gedanke irgendwann in einem Job zu landen, in dem ich täglich den gleichen Alltagstrott bewältige, war für mich nach dem Abitur unvorstellbar. Allein durch technischen Fortschritt bedingt, gibt es immer mehr Möglichkeiten und das Berufsbild des Kommunikationsdesigners wird stetig weiter gefächert. Wir übersetzen Inhalte in Form- als auch Bildsprache und erhalten bei der Erarbeitung verschiedener Sachverhalte Einblicke in diverse Branchen und lernen tagtäglich neue Inhalte kennen. So bleiben die grauen Zellen auf Trapp und der Berufsalltag wird nicht langweilig.

Wie sah Ihr Werdegang nach dem Studienabschluss bis zu Ihrem heutigen Job aus? Und was waren die typischen Einstiegsjobs Ihrer Kommilitonen?

Nach dem Studium ging es Schlag auf Schlag. Ich wurde Praktikantin bei dem Marktforschungsinstitut „Dialego AG“, das Unternehmen erarbeitete zu diesem Zeitpunkt eine neue Corporate Identity samt komplett neuem Corporate Design. Zeitgleich erhielt ich die Zusage für das halbjährige EMR Interreg IV-A Stipendium Programm „Creative Drive“. Dort sollte ich in einem interdisziplinären Team mit sechs weiteren Akteuren aus der Kultur- und Kreativwirtschaft die Fusion zweier IT-Unternehmen aus NRW begleiten.

Das Aufgabenfeld bei Dialego war außerordentlich spannend für mich, denn es war besonders umfangreich mit dem Fokus auf ein einziges Unternehmen, so konnte ich mich gänzlich auf das umzusetzende Design konzentrieren. Zudem erhielt ich Einblicke in die Arbeitsweisen anderer Agenturen, die das Projekt in vielen Bereichen leiteten und arbeitete erstmalig sehr eng mit der Marketingabteilung zusammen.

Bei der Fusionsbegleitung ging es für unser Team darum, die weichen Faktoren, also das zwischenmenschliche Miteinander, bestmöglich zu begleiten und vorhandene Ängste und Vorurteile im Mitarbeiterstab zu erkennen und möglichst aufzufangen. So entstand ein umfangreicher Maßnahmen-Katalog mit 24 Konzepten, die sehr praktische bis sehr künstlerische Ansätze beinhalteten. Ein Ansatz war zum Beispiel ein firmeninternes Geschirr. Jeder Mitarbeiter konnte gemäß der Konzeptvorgabe einzelne Tassen oder ausrangierte Teller von zuhause mitbringen. Im Betrieb sollten die gesammelten Stücke halbseitig lasiert und mit Firmenlogo gebrandet werden. So würde jeder Mitarbeiter einen Teil von sich im Betrieb wiederfinden.

Während ich noch mit Praktikum und Stipendium beschäftigt war, erhielt ich die Anfrage von einem großen Konzern, einen Comic über Arbeitshygiene zeichnen, um das unbeliebte Thema für die Mitarbeiter interessanter aufzubereiten. Nach einem kleinen Pitch bekam ich den Auftrag und mir blieb keine andere Wahl als der Weg in die Selbstständigkeit. Eine gute Wahl, wie ich heute weiß.

Kommilitonen haben sich größtenteils für Praktika nach dem Studium entschlossen und sind im Anschluss mehr oder weniger schnell in die Festanstellung gegangen. Teils zog es meine Mitstudenten nach kurzer Exkursion ins Agenturleben zurück ins Studium, einige traten direkt nach dem Bachelor den Weg in das Masterstudium an und sind nun M.A. bzw. Master of Arts. Den Eintritt ins Berufsleben scheint dieser akademische Grad jedenfalls zu begünstigen. Viele Arbeitgeber stehen dem Bachelor oft Arts nach wie vor sehr kritisch gegenüber.

Kommen wir zu Ihrem Beruf: Wie sieht Ihr Berufsalltag als selbständige Kommunikationsdesignerin aus?

Mein Arbeitsfeld ist neben den klassischen Tätigkeiten eines Kommunikationsdesigners, wie beispielsweise Corporate-, Print- und Webdesign um einige Arbeitsbereiche gewachsen. 

Im letzten Jahr hat es sich so ergeben, dass ich viele verschiedene Projekte bediene und meine To-Do-Liste als auch mein Tätigkeitsbereich sich täglich änderten. Wenn man es genau nimmt, habe ich also keinen festen Berufsalltag, sondern einen Wochen-Stundenplan mit ein paar festgelegten Terminen.

Mein Arbeitsfeld ist neben den klassischen Tätigkeiten eines Kommunikationsdesigners, wie beispielsweise Corporate-, Print- und Webdesign um einige Arbeitsbereiche gewachsen. Neben dem Gestalten von Magazinlayouts, Firmenauftritten und Illustrationen gebe ich wöchentlich Kunstergänzungsunterricht an einer Gesamtschule. Außerdem leite ich in unregelmäßigen Abständen Kunstworkshops und Projektwochen für Kinder oder Jugendliche. Eine zufällige Empfehlung hat mich an die Schulen gebracht. Es ist ein Job, der mir enorme Freude bereitet und sogar viel Input gibt.

Hinzu kommen weitere Projekte in unterschiedlichen Arbeitsgruppen. Das Team aus meinem Stipendium besteht weiterhin. Als „NEUSYNN“ planen wir momentan ein großes Projekt zur Stadtteilentwicklung und Event-Begleitung in unserem Viertel. Viel darf ich an dieser Stelle noch nicht verraten, aber wir werden Dosentelefone einsetzen, um die Kommunikation im Stadtteil Aachen Nord zu fördern und sichtbar zu machen.

Mit meiner Kollegin habe ich gerade eine GbR gegründet. Als „laufrichtung frühling“ designen wir unter dem Motto „aus liebe papier“, Papeterie für alle emotionalen Ereignisse im Leben und bauen gerade einen Webshop auf. Zudem suchen wir momentan nach einem Ladenlokal, in dem wir unsere Produkte sowie Dienstleistungen anbieten und durch Produkte befreundeter Designer erweitern wollen. So teilt sich mein Berufsalltag in Auftragsarbeiten und freie, eigene Projekte auf. Beide Arten der Arbeit bringen Vor- und Nachteile mit sich.

Großprojekte wie das Comic-Heft über Arbeitshygiene oder die Konzeption als auch Umsetzung eines Corporate Designs bringen längerfristige Beschäftigung und somit auch Einnahmen über einen bestimmten Zeitraum. Man pflegt die enge Zusammenarbeit mit dem Kunden, bekommt Einblicke in interessante Themengebiete und durchläuft beinahe jedes Mal eine kleine Fortbildung. Für mich ist es wichtig, dass die Gestaltung einem Zweck folgt und aus den Themen entspringt. So entstehen teilweise Designs, von denen ich selbst überrascht bin, die aber voll und ganz zum Produkt und dem Auftraggeber passen. Gestaltungsansätze, in denen man jedes einzelne Element, jeden Schriftschnitt und die Farbwelt logisch begründen kann, überzeugen Auftraggeber nachhaltiger als schöne Bildchen. Natürlich hat man in solch einem Arbeitsprozess viel weniger Freiräume als bei eigeninitiierten Konzepten.

In den freien Projekten ist der Arbeitsablauf meistens weniger vorgefertigt und die Ergebnisse viel unbestimmter. So starten wir bei NEUSYNN meist mit einem komplett offenen Brainstorming, um Ideen zu einem Thema zu generieren. Dabei kommen auch schon mal sehr alberne Ideen auf, die so vermutlich nicht umgesetzt werden. Haben wir dann aber ein Konzept stehen, müssen wir viel Zeit investieren, um die Ideen so aufzubereiten, dass wir weitere Menschen – möglichst auch zahlungswillige Personen – von unserer Arbeit überzeugen können. Wir müssen viel in Vorleistung gehen, um am Ende auch finanziell von unserer Kreativität zu profitieren. In dieser Hinsicht sind Auftragsarbeiten natürlich angenehmer. In beiden Arbeitsfeldern sollte man den Theorieteil und Organisationsaufwand jedoch nicht unterschätzen. Da sammeln sich schnell mal Stunden oder Tage an, die man mit Recherche, Telefonaten, E-Mails, Produktmustern oder der ungeliebten Buchführung beschäftigt ist.

Wenn jemand den gleichen Karriereweg wie Sie einschlagen möchte – was würden Sie ihm/ ihr raten?

Ich empfehle, schon frühzeitig viel auszuprobieren und ein solides Netzwerk aufzubauen. Leute, mit denen man gut zusammenarbeiten kann, sind Gold wert.

Es ist ein Job, den man lieben muss. Gerade in der Selbstständigkeit bestehen zu Beginn oft Existenzängste, weil man noch keine Ahnung hat, was in der nächsten Woche, geschweige denn im nächsten Monat, passiert. Wenn endlich der heißersehnte Auftrag an Land gezogen ist, sind Fristen oft so kurz gesetzt, dass man von Zeit zu Zeit nicht umhin kommt, eine Nachtschicht einzulegen oder Wochenenden durchzuarbeiten. Hinzu kommen neue Dinge wie Steuerrecht, Gesellschaftsform, Versicherungen und Buchführung. Man benötigt auf jeden Fall eine große Portion Durchhaltevermögen, aber mit zunehmender Routine bewältigt man solche Widrigkeiten immer besser.

Ich empfehle, schon frühzeitig viel auszuprobieren und ein solides Netzwerk aufzubauen. Leute, mit denen man gut zusammenarbeiten kann, sind Gold wert. Konstruktive Kritik bringt viel Mehrwert für das eigene Schaffen und gute Kontakte sind neben solidem Können der Hauptgarant für Aufträge. Durch mein funktionierendes Netzwerk – für das ich sehr dankbar bin – brauchte ich bislang kaum in die aktive Kundenakquise zu gehen. Ehrlicher Austausch und regelmäßige Empfehlungen bringen im Berufsleben langfristiger Erfolg als unermüdlicher Konkurrenzkampf.

Außerdem rate ich dazu, „wirre Ideen“ nicht direkt zu verwerfen, sondern gerne als Schubladenprojekt zu lagern. Mit ein wenig Abstand ist man oft von der Qualität der eigenen Ideen überrascht. Hat man dann noch den Mut, neben den regulären Aufträgen ab und zu wieder an den ausgefallenen Gedanken zu arbeiten, geht das Spielerische und der Elan des Studiums nicht verloren.

Frauen kann ich nur sagen, dass sie sich nicht zu viele Gedanken über das Geschlecht machen sollen und den Konkurrenzkampf nicht zu ernst nehmen müssen. Die Stutenbissigkeit ist teilweise unerträglich. Frauen wie Männer sollten ihren eigenen Interessen sowie Stärken folgen, um sich nicht für Dritte zu verbiegen. Das macht nur unglücklich, und ich bin der festen Überzeugung, dass darunter die Ergebnisse leiden.

Vielen Dank für diesen interessanten Einblick in Ihren Beruf!

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